PresseAls die Sonne durchs neue Fenster schien, leuchtete der Kirchenraum in vielen bunten Farben hell auf

— NRZ

Festgottesdienst ließ Bruckhausens „Arche“ aus den Nähten platzen

Zur Einweihung sang die evangelische Gemeinde: „Unter Gottes Regenbogen“

Von Peter Neier (Text) und Eduard Behrendt (Fotos)

Hünxe-Bruckhausen. „Heute ist ein Festtag für unsere Gemeinde. Das lange Warten hat sich gelohnt, den was vier Jahre gedauert hat, ist gut geworden.“ Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Gerhard Pulla gestern morgen seine Gemeindemitglieder in der voll besetzten evangelischen Kirche „Unsere Arche“ in Bruckhausen. Auch Vertreter von Rat und Verwaltung waren gekommen, um dem Festgottesdienst zur Einweihung des neuen Kirchenfensters beizuwohnen. Und als Bürgermeister Reinhold Peters und die vielen Kinder das letzte Tuch des verhangenen Kunstwerkes herunterzogen, strahlte die Frühlingssonne durch das bunte Glasmosaik und erleuchtete den Kirchenraum wie durch einen Regenbogen.

„Dieses Objektfenster soll zur Meditation anregen und Anstöße zum Nachdenken geben“, wies Pfarrer Pulla auf dessen Funktion und Wert für heute und die kommenden Zeiten hin. Dann trat eine lange Stille ein. Nachdenklich, hier und da miteinander tuschelnd, betrachteten die Kirchenbesucher das bunte Allerlei.

Da ist der linke Fensterflügel: Hier präsentiert sich der Mensch mit der Natur im Einklang. Ein Vogelschwarm zieht über grüne Bäume und Felder, überstrahlt vom leuchtenden Regenbogen, in dessen Zenit sich eine weiße Friedenstaube in den Himmel reckt, gemalt in hellen und frischen Farben. Dort der rechte Fensterflügel: Hier überwiegen die dunklen, trüben Erdfarben. Schwarze Wolken und grelle Blitze verdeutlichen: Der Mensch bewegt sich am Abgrund entlang, die Welt ist in Gefahr.

Doch das Bild bleibt stimmig. Farben und Konturen gehen ineinander über, verschwimmen. Hünxes Künstler Alfred Grimm hat ein Meisterwerk geschaffen. Jedes der 42 Einzelfelder, unter der Leitung von Hein Derix und Werner Heymann von 35 Mitarbeitern in Kevelaers Werkstätten für Glasmalerei kunst- und mühevoll zusammengesetzt, schildert Episoden aus dem menschlichen Leben, komponiert zu einem faszinierenden Ganzen.

Da sieht man Schachfiguren und Fliegendraht, Kohlebrocken und Kleiderbügel, Röntgenbilder und Alltagsmüll, Kaninchengitter und einen Fernseher, der vom Golfkrieg berichtet. Hier Gefährdung und Vernichtung, dort Bewahrung des Lebens, Rettung der Schöpfung. Alles angelehnt an die Geschichte von Noah und seiner Arche aus dem Alten Testament.

„Als mich Pfarrer Pulla am 7. März 1988 fragte, ob ich den Entwurf für ein Objektfenster erstellen könnte, habe ich sofort zugesagt“, erzählt Alfred Grimm. „Ich wollte das spannende Leben auf dieser Welt schildern, von Mensch und Tier, in Freude und Leid.“ In seiner Predigt hob Pfarrer Pulla noch einmal die drei wichtigsten Zeichen des Objektfensters hervor: den Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen, das Kreuz als Erinnerung an Jesus Christus, den Retter der Welt, und die Taube als Zeichen für den Geist, der lebendig macht und der Welt den Frieden bringt.

Mit dem Lied „Unter Gottes Regenbogen“ und seinem Gedanken „Die Lebendigkeit dieses Fensters sollte uns anstecken, wenn wir hinaus- und nach Hause gehen. Der Friede Gottes regiere unsere Herzen“, schloß Gerhard Pulla einen bewegenden Gottesdienst.

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