PresseDer Künstler seufzte: „Ein saures Stück Arbeit“

— Rheinische Post

Kirchenfenster gestaltet

HÜNXE. Der Weg zum Erfolg war ein steiniger. Aber jetzt, nach einem Jahr der Planung und der Rückschläge, ist es fertig – beim Kirchencafé nach dem Gottesdienst wurde es gestern der Gemeinde vorgestellt: Das neue Fenster im evangelischen „Haus der Begegnung.“ Und der Künstler seufzte erschöpft: „Es war ein saures Stück Arbeit. Wenn ich gewusst hätte, was ich mir da auflade!“

Grundidee verworfen

Durch tief hängende Lichtschienen hindurch fällt der Blick auf das gut fünf Meter breite, 1,40 Meter hohe, giebelförmig gewinkelte Fenster. Viele kleine rechteckige Scheiben in sanften Farben, durchbrochen von groben Metallverstrebungen und gezackten silbrigen Linien, in Kombination mit vieleckigen, zart getönten Spiegelstücken, sorgen für Farben- und Formenreichtum. Hell hervorgehoben sind Zeichnungen der Dorfkirche und des neuen evangelischen Gemeindehauses in Hünxe.

Der Anstoß zur Gestaltung des Fensters ging von der evangelischen Frauenhilfe aus, die auch die Kosten von über 33 000 Mark schon fast zusammengebracht hat. Die Grundidee: Stücke der 1995 ausrangierten alten Fenster der Dorfkirche sollten zu Teilen eines neuen Fensters im neuen Gemeindehaus werden. Aber schon daraus wurde nichts: Die alten Fensterstücke erwiesen sich als „praktisch ganz schwarz, nicht mehr zu verwerten“, so der Künstler und Kunstlehrer am Dinslakener Theodor-Heuss-Gymnasium, Alfred Grimm, der die Gestaltung des Fensters übernahm.

Die Tücken der Statik

Wenigstens an den Formen der alten Vorbilder orientierte er sich: Tränenförmig geschwungene Scheiben-Stücke, wie aus den gotischen Kirchenfenstern entnommen und erhalten, verarbeitete er zu stilisierten Bäumen und Büschen. Der Idee, das Fenster so nach vorne zu kippen, dass der Betrachter sich in den Spiegelflächen wiederfinden könnte, machte die Statik einen Strich durch die Rechnung: Zu gefährlich, die Scheiben seien zu schwer. Als überbleibsel des Vorhabens sind die Spiegelslücke leicht hervorspringend zusammengefügt.

Da das Fenster nicht nach außen hinaus, sondern in der Wand zum Stuhllager im rückwärtigen Teil des Gemeindehauses liegt, mussten dort Strahler eingebaut werden, die für Lichteinfall von hinten sorgen. Gestern erntete Alfred Grimm viel Lob und Anerkennung für sein Werk – und gab sich gleich ganz bescheiden: „Na ja, ich habe mein Bestes gegeben.“ SINA ZEHRFELD

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