PresseDie Kreuzigung für unsere Zeit gedeutet

— Rhein-Zeitung Koblenz

Kruzifix-Objekte in der Christuskirche

KOBLENZ. RED. Christus als Zeitgenosse, der in Bayern durch Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus Klassenzimmern ausgegrenzt wurde: Um diese Idee läßt der Künstler Alfred Grimm aus Hünxe/Niederrhein seit mehr als fünf Jahren seine Vorstellungen kreisen, entwickelt Kunstwerke mit hintergründigem, geheimnisvollen Glaubensbekenntnis, mythisch-mystisch verwobenem Credo.

Die Reaktionen der Betrachter auf die Objekte des Beuys-Schülers schwanken zwischen „beeindruckender Kunst auf hohem Niveau“ und „geschmackloser Gotteslästerung“. Grimm geht es darum, mit künstlerischen Mitteln in die Deutung der Kreuzigung für unsere Zeit einzusteigen. Mit seinen Botschaften will er aber keineswegs in Konkurrenz treten zur Geistlichkeit.

Kunstwerke sollen sie sein und bleiben. In Antiquariaten und auf Trödelmärkten „für ein paar Silberlinge“ erworbene Kruzifixe, teils beschädigt, zerbrochen, dem traditionellen Auge unästhetisch geworden, setzt Grimm in Beziehung zu Themen, Problemen unserer Zeit.

Für den kirchlichen Bereich hat Grimm in seinem Wohnort Hünxe ein Kirchenfenster gestaltet, das auf den Farbscheiben Gegenstände des täglichen Lebens in plastischer Dimension als Blickfang und Struktur appliziert hat. So entstand das in der europäischen Glaskunst wohl einmalige „Objektfenster“ im Chorraum des Gemeindezentrums, das sich inzwischen unter Kunstinteressierten zu einem „Wallfahrtsort“ entwickelt hat. Für die evangelische und katholische Kirchengemeinde in Dinslaken hat er ein lebensgroßes Bronzemahnmal gestaltet, das mit bedrückendem Tiefgang an die Deportation der Kinder des jüdischen Waisenhauses in der Reichspogromnacht erinnert.

Die Kruzifix-Objekte von Alfred Grimm sind bis zum 14. April in der Christuskirche zu sehen: dienstags bis freitags, von 14 bis 16 Uhr. Samstags und sonntags, jeweils eine halbe Stunde vor und nach den Gottesdiensten.

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