PresseDie Versuchung inszeniert
— Der Weseler
Wesel. Alfred Grimm ist Kunstfreunden im Raum Wesel durchaus bekannt: 1997 zeigte er seine Arbeiten in der Städtischen Galerie im „Centrum“. Seine zeitkritischen Kruzifixe hingen zuletzt im Jahr 2003 in der evangelischen Kirche Büderich im Nikolausstift.
Der vom Meister als Hilfestellung an unkundige Schreiberlinge weitergereichte Pressetext formuliert genüsslich: Grimms neue Lust am Zeichnen resultiert aus einer alten Tradition. Junge Menschen als Bildthema haben den Künstler schon immer fasziniert. Überraschend ist die Intensität, mit der er in den zurückliegenden fünf Jahren zu Werke ging, um seinen jugendlichen Modellen all die lebendigen Bewegungen und freien Blicke abzuringen, die er benötigte, um daraus Momentaufnahmen fern jeglicher Eitelkeit zu gestalten. Ob Porträts, Halb- oder Ganzfiguren, Paare, Gruppen, Akte – die Bilder bestechen durch ihre natürliche Schlichtheit.
„Grimms Mädchen“ – ein paar Jungs sind auch dabei – geben sich vollkommen ungezwungen und entspannt. Eine feine Leimrute hat der Hünxer Eulenspiegel da wieder ausgelegt. Grimm lockt den Betrachter, befriedigt aber nicht dessen voyeuristischen Blick. Ganz Spötter und Spaßvogel, enttarnt er die Peep-Show als harmloses Spiel. Dabei geht es ihm nicht um Mythen, sondern um farbenfrohe Tagesaktualität. Grimm sendet nicht live. Ein Bewegungsmelder lockt den Betrachter in die Endlosschleife jenseits von Eden.
Und wieder dient ein ausgeweideter Fernseher als Rahmen und zugleich zeitgenössische Bühne, um eine alttestamentarische Geschichte nicht neu, aber anders zu erzählen. Grimms Paradies ist eine Baustelle, und als solche macht er sie sichtbar. Es ist der künstlerische Versuch, Versuchung zu inszenieren. Klebepistole, Zange und Schraubendreher zieren den Werktisch, gerade so, als habe er sie soeben erst aus der Hand gelegt.
Diplomatie war nie Alfred Grimms Sache. Der Künstler arbeitet spontan, assoziativ, lustvoll und furchtlos. Er gefällt sich in der Rolle des Provokateurs. Er wäre nicht das erste Mal, dass er mit einem Objekt in die Schusslinie selbst ernannter Sittenwächter gerät. Erinnert sei an den Kunst-Skandal von 1998 in Rees und Meerbusch, als sein „Mutter-Erde-Stuhl“ der Zensur zum Opfer fiel und aus der Ausstellung entfernt wurde.
Ganz offiziell
Ein Provokateur auf Teufel komm raus? Mitnichten! Alfred Grimm wird von offizieller Stelle regelmäß als Auftragskünstler „gebucht“.
Ein Kirchenfenster der evangelischen „Arche“ in Hünxe gestaltete er mit Glasmalerei. Vom ihm stammt das Bronze-Mahnmal als Erinnerung an die ehemalige Jüdische Gemeinde am Dinslakener Stadtpark. Für das dortige St. Vinzenz-Hospital schuf er die Gedenkstätte für die Clemens-Schwester Euthymia.
Auch überregional wirkt Grimm seit 1980.