Presse„Fylgie“ – wie Elfen helfen

— Rheinische Post

„Fylgien“ sind klein, zart und beschützen Babys. In der Buchhandlung Korn ließen sich die keltischen Elfen bislang nicht blicken. Gestern reisten sie in Gestalt von Sektflaschen an. Der Erlös der Benefiz-Tröpfchen unterstützt leukämiekranke Kinder. Das Etikett ziert ein Kunstwerk von Alfred Grimm.

Von Ralf Schreiner

Dinslaken/Hünxe „Fylgie“ schmeckt am besten kalt. Ganz gleich ob er als Sekt oder Wein, ob trocken oder halbtrocken ins Glas perlt. Dass Alfred Grimm gestern ein eher handwarmes Fläschchen entkorkte war dem Umstand geschuldet, dass der gute Tropfen 60 Kilometer im Pkw über die Autobahn transportiert worden war. Thorsten Schulenburg hatte ihn mitgebracht. Der Dortmunder REWE-Kaufmann ist Initiator der Benefiz-Aktion.

Diagnose: Leukämie

Am Anfang stand ein Schicksalsschlag. Im vergangenen Jahr diagnostizierten die Ärzte bei seiner zehnjährigen Tochter Leukämie. Das Mädchen kam in die Städtische Kinderklinik Dortmund. Dort gibt es nicht nur gute Ärzte. Dort ist auch der „Elterntreff leukämie- und tumorkranke Kinder“ aktiv. Die Mitglieder des Vereins kümmern sich um die kleinen Patienten, deren Geschwister und Eltern. Sie organisieren Stationsbetreuungsdienste, beraten in sozialen Fragen, helfen bei Behördengängen, fördern und finanzieren Projekte im psychosozialen und medizinischen Bereich. Vor allem aber trösten sie Menschen, deren Leben durch die Diagnose „Krebs“ von einem Moment auf den anderen völlig aus den Fugen zu geraten droht. „Betroffene und ehemalige Betroffene sind die besten Ratgeber“, erzählt Thorsten Schulenburg. Vor allem die „Stationsmütter“, die dort für die kleinen Patienten im Einsatz sind, seien für seine Familie eine große Hilfe und Erleichterung gewesen. Aber auch die Kunsttherapeutin, die der Verein finanziere, um die Kinder mit Malen, Basteln und Töpfern vom Klinikalltag abzulenken, sei für den Genesungsprozess von unschätzbarer Bedeutung gewesen. Mittlerweile geht es Hanna wieder gut. „Sie gehört zu den 95 Prozent derjenigen, bei denen die Krankheit glücklich verläuft“, berichtet der Vater und lächelt. „Am Montag wird sie elf.“ So viel Glück macht dankbar. Und Dankbarkeit macht erfinderisch. Thorsten Schulenburg brauchte nicht lange, und die Charity-Sekt-Idee war geboren. Für den Elterntreff zahlt sie sich aus: Von jeder verkauften Sektflasche (Ladenpreis 5,99 Euro) erhält der Verein 2,50 Euro, von jeder Flasche Weißwein (Ladenpreis 3,80 Euro), fließen 1,50 Euro für den guten Zweck ab. Im Juni nahm der Verein den ersten Sekt-Scheck in Empfang: 3600 Euro. Der Erfolg hat auch hier mehrere Väter. Einer ist die Wein- und Sektkellerei Langenbach in Trier, die die Flaschen befüllt. Ein anderer ist der Bruckhausener Künstler Alfred Grimm, der für das Flaschenetikett einer Bild aus seiner „Mädchen-Serie zur Verfügung gestellt hat. Und dann ist da noch Barbie Switlick von der Agentur Farbform in Hiesfeld. Die ehemalige Schülerin Grimms hat das Etikett gestaltet und dem Benefiztropfen den Namen gegeben. „ Fylgie“ (auch „Fylgja“) ist die Bezeichnung für eine kleine Elfe. Die nordische Mythologie spricht auch von einem persönlichem Folge- oder Schutzgeist von Neugeborenen, Kindern und ausgewählten Erwachsenen, der sie auf ihrem Lebensweg begleitet. Fylgien greifen ein, um ihre Schützlinge vor Unglück und Unfällen zu bewahren, sagt Switlick. Deshalb passe der Name so gut zum Elterntreff.

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