PresseGotteslästerung oder brisante Kunst?

— Stadtspiegel Dorsten

Radikal und provokant

Dorsten. Eine außergewöhnliche Ausstellung wird am Sonntag, 29. November, nach dem Gottesdienst um 11.30 Uhr im Ev. Gemeindezentrum Barkenberg Talaue 68, eröffnet. Alfred Grimm, Künstler und Kunsterzieher am Theodor-Heuss-Gymnasium in Dinslaken, stellt die Kreuzigung Jesu in immer neuen Variationen dar. Einen ersten Einblick in die Arbeiten konnte die Öffentlichkeit zur Eröffnung des neuen Ateliers in Hünxe 1989 gewinnen. Inzwischen folgten Ausstellungen in der Dinslakener Stadtkirche und der Apostel-Notkirche in Essen.

Alfred Grimm geht in diesen Objekten von traditionellen Kruzifixen aus. Doch wie ungewöhnlich er dann mit vorgegebenen Kreuzigungsmotiven weiterarbeitet, läßt den Künstler als langjährigen Beuysschüler erkennen. Er nimmt die Materialien der Kruzifixe und lädt zum Beispiel dem gewaltlosen Christus aus Messing Patronenhülsen aus dem gleichen Material auf die Schultern. Und mit so oft gewagten Zugaben von Fundstücken aus Trödelmärkten und Schrottplätzen erhält der Gekreuzigte unmittelbare Aktualität.

Die Gestaltung der einzelnen Arbeiten läßt die ernsthafte theologische Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Kreuzigung erkennen. Für Alfred Grimm sind seine Darstellungen der Kreuzigung im Ev. Gemeindezentrum „da, wo sie hingehören“. Und Pfarrer Bernhard Korn ist auf die Wirkung dieser Kunstwerke auf die Gemeindemitglieder sehr gespannt: „Werden die Objekte auch nicht allen Besuchern gefallen, so können sie doch anregend auf die Gespräche in der Gemeinde wirken und dafür sorgen, daß kirchliche Themen in der Öffentlichkeit diskuiert werden.“ Die Ausstellung bleibt bis zum 4. Januar 1993 im Ev. Gemeindezentrum Barkenberg. Sie ist geöffnet Sonntags von 11.30–13 Uhr, dienstags von 18–20 Uhr, zu den Öffnungszeiten des Gemeindebüros und nach telefonischer Vereinbarung unter 0 23 69/83 56.

Zurück