PresseGrimms Kruzifixe in der Notkirche in Essen

— Rheinische Post

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Die Kruzifix-Objekte des Hünxer Künstlers haben im vergangenen Jahr bei einer Ausstellung im Kloster Kamp für viel Aufsehen gesorgt. Jetzt wandern die Werke in neuer Zusammenstellung nach Essen.

Hünxe/Essen (RP) In dem prächtigen Kunstraum der Notkirche in Essen-Frohnhausen schaut Pfarrer Werner Sonnenberg sich zufrieden um. Spannend fügen sich die Kruzifixobjekte von Alfred Grimm in den Ausstellungsraum ein. Kreuze, die beunruhigen, auch schockieren, auch geistig-künstlerische Erbauung bieten, die aber alles andere als herkömmliches Handwerk und traditionelle Beliebigkeit darstellen.

1990 hatten Pfarrer Ronny Schneider und das Presbyterium der Evangelischen Stadtkirche in Dinslaken den Mut, 13 ausgewählte Kruzifix-Objekte des Beuys-Schülers Alfred Grimm in einer ersten Ausstellung zu zeigen. Damals gab es aufregende Diskussionen um die gewagten Darstellungen des Kreuzestodes Christi.

Im vergangenen Jahr holte Dr. Peter Hahnen eine ähnlich bestückte Ausstellung mit dem Titel „Kreuzgenossen“ in den schönen Gewölbekeller des Klosters Kamp. Mit über 2000 Besuchern war diese Ausstellung für alle Beteiligten ein großartiger Erfolg. Aber auch hier prallten höchst widersprüchliche Empfindungen der Ausstellungsbesucher heftig aufeinander.

Alfred Grimm hat sich mit der Figur Jesu, seinem Kreuzestod und dem Umgang mit Kruzifixen in unseren Tagen künstlerisch auseinandergesetzt. Die brutale Gewalt eines solchen Kreuzestodes macht er dem heutigen Betrachter mit seinen Kruzifix-Objekten in schockierender Weise bewusst und zeigt das wahre historische Ereignis für den heutigen Gläubigen viel drastischer und plastischer, als die eher verharmlosenden Darstellungen des Corpus Christi am Kreuz, wie wir sie von den üblichen, traditionellen, unter kunsthandwerklichem Interesse hergestellten Kreuze kennen.

Es entstanden in seinem Atelier in Hünxe-Bruckhausen mehr als 80 künstlerische Kruzifix-Arbeiten, die bisher in 32 Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz gezeigt wurden.

Nun hat Grimm die Gelegenheit bekommen, im wunderschönen, harmonischen Kunstraum Notkirche in Essen eine neue Zusammenstellung mit 42 seiner Kreuze zu zeigen. Seine Kruzifix-Objekte stellen auch hier gewohnte Sichtweisen in Frage und fordern die Betrachter zu eigenen Interpretationen auf.

In der großen Ausstellung vor einem Jahr im Gewölbekeller des Klosters Kamp konnte man die Spannweite der Anteilnahme der Besucher an den Einträgen im Gästebuch nachvollziehen: „Ich habe schon viel Schwachsinn gesehen. Aber das ist die Krönung.“ „So beeindruckend, aufwühlend, direkt, mutig und intensiv. Ich musste wiederkommen!“ „Für solch einen Dreck würde ich mich schämen: Beleidigung für das Christentum.“ „Eine ungeheuer phantasievolle Interpretation des Themas ’Christus am Kreuz‘“. Pfarrer Werner Sonnenberg, der Kunstbeauftragte der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Alfred Grimm werden ab Sonntag erleben können, wie die neue Kruzifix-Ausstellung in Essen bei der Gemeinde und den Besuchern ankommen wird. Für gegensätzliche Positionen und spannende Interpretationen gibt es genug künstlerisches Material.

Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 21. Februar, um 18 Uhr im Kunstraum der Notkirche an der Mühlheimer Straße 70 in Essen. Pfarrer Werner Sonnenberg begrüßt die Gäste, die Einführung übernimmt der Münsteraner Kunsthistoriker Joachim Schneider, den musikalischen Rahmen gestalten das Gitarrenduo Judith und Volker Niehusmann.

Zur Ausstellung bietet Alfred Grimm einen Katalog mit allen bisher erschienenen Kruzifix-Objekten an. Der enthält 76 Abbildungen in Farbe sowie eine Biografie, ein Porträtfoto, eine Ausstellungsübersicht und einen erklärenden Text von Dr. Bernd Krysmanski, Dinslaken. Der Katalog ist in der Ausstellung für 15 Euro zu haben.

Variationsobjekt „Mein ganz persönliches Abendmahl“, 2015, 19 mal 21 Zentimeter, Holzbrett, Corpus, Messer, Gabel, Polyester, Auflage 30, Preis 180 Euro.

Die Ausstellung KREUZUNDQUER dauert bis zum 27. März.

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