PresseIrdisch, nicht märchenhaft

— Mindener Tageblatt

Ausstellung „Grimms Mädchen“ wird im Preußen-Museum eröffnet

Von Ursula Koch

Minden (mt). Nein, mit Märchen haben „Grimms Mädchen“ nichts zu tun. Allenfalls strahlten seine Bilder eine gewisse Versonnenheit und Selbstbezogenheit aus, sagt Alfred Grimm, dessen Ausstellung am Sonntag um 11.30 Uhr im Preußen-Museum Minden eröffnet wird.

Die Präsentation des gebürtigen Dinslakeners, der in Hünxe-Bruckhausen lebt, war beim „Heimspiel“ im Preußen-Museum Wesel auf einer sehr guten Resonanz gestoßen, wie Museumsleiter Dr. Veit Veltzke berichtet. Dem Beuys-Schüler seien vor allem am Niederrhein bereits zahlreiche große Ausstellungen gewidmet gewesen, dazu habe er viele Arbeiten im öffentlichen Raum realisiert.

Die „Mädchen“-Serie habe er vor gut fünf Jahren begonnen, dieses Themenfeld allerdings bislang noch nicht in einer Ausstellung gezeigt. So hängen nun Dutzende der überwiegend kleinformatigen Arbeiten, Zeichnungen, die mit Gouache sparsam coloriert sind, einige Acrylbilder und Ölgemälde die Wände der Sonderausstellungsräume. Sie alle zeigen junge Frauen, mal einzeln, mal in Gruppen, gelegentlich auch junge Männer dabei.

Viele der Blätter strahlen eine gewisse Flüchtigkeit oder auch Dynamik aus, denn Grimm verschmilzt in einer Arbeit durchaus mehrere Posen. Der pensionierte Kunsterzieher – „ich war gerne Lehrer“ – zeigt junge Menschen, wie sie ihn viele Jahre umgeben haben. „Meine eigenen Schüler haben mir nie Modell gesessen“, betont Grimm. Wenn er Paare oder Gruppen abbilde, dann seien das reine Produkte der Phantasie, die dargestellten Personen seien sich so nie begegnet. Der Phantasie entsprungen sind auch seine erotischen Aktbilder.

Als „Objekte des Weiblichen“ bezeichnet Grimm seine Assemblagen (Collagen aus dreidimensionalen Objekten), die einen leidenschaftlichen Sammler erkennen lassen, der die Gesellschaft ironisch bis kritisch kommentiert. Wie mit dem Objekt „Mutter Erde“, in dem er eine Modell-Landschaft auf einem gynäkologischen Stuhl gestaltet, die an medizinische Geräte angeschlossen ist. Ein weiterer Komplex sind die Tortenstücke unter dem Titel „Ein schönes Stück Deutschland“.

„Die beiden großen Vitrinen am Eingang haben mir drei Wochen lang Magengrummeln verursacht“, gesteht Grimm. Dann kam er allerdings auf die Idee, sein gerade verlassenes Atelier als Environment wiederauferstehen zu lassen. Hier offenbart sich die Sammelleidenschaft, die sich in den Objekten bereits andeutet.

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