PresseJa, die wohnten einmal hier…

— Niederrhein Anzeiger

Mahnsteine von Alfred Grimm erinnern an jüdisches Leben in Dinslaken

Seit dem Mittelalter erstreckt sich die Neustraße östlich der Altstadt, seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist sie Geschäftsstraße und mit den anliegenden Straßen Zentrum der Kleinstadt. Eine Entwicklung, an der die Mitglieder der jüdischen Gemeinde einen bedeutenden Anteil hatten. Nun will Alfred Grimm mit einer Serie von Bronzeplastiken an das jüdische Geschäftsleben und Handwerk in Dinslaken erinnern, das nach 1933 in Vertreibung und Tod ein Ende fand.

Bereits 1993 schuf der Beuys-Schüler für den Platz vor dem Dinslakener Rathaus ein Mahnmal im Gedenken an die Kinder des ebenfalls an der Neustraße gelegenen jüdischen Waisenhauses. Eine schonungslose, verstörende Großplastik: Durch die ausgesparte Silhouette eines SS-Manns blickt man auf einen Leiterwagen voller Koffer und Schuhe. Das Denkmal war das erste seiner Art in Dinslaken, lange tat man sich dort mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit schwer.

Zur Enthüllung des Mahnmals 1993 wurden dann auch ehemalige Dinslakener jüdischen Glaubens eingeladen. Eine Geste der Versöhnung. Die damals gewachsenen Kontakte bestehen bis heute, einige Juden kommen nun immer wieder gerne in die Stadt ihrer Kindheit zurück.

Auch arbeiten engagierte Dinslakener Bürger und Vereine seit einigen Jahren die Zeit des Nationalsozialismus und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung systematisch wissenschaftlich auf und publizieren die Ergebnisse. Dabei wurde bewusst, wie tief verwurzelt die jüdische Gemeinde und die Geschäftswelt in Dinslaken war. Alfred Grimms Mahnsteine wollen dies sichtbar machen – als plastische Kunstobjekte, die zum Verweilen einladen.

Unter Federführung des Kulturkreises Dinslaken wird das Vorhaben, das ausschließlich von Sponsorengeldern finanziert wird, begleitet von der Projektgruppe „Wider das Vergessen“ unter Leitung der ersten Beigeordneten der Stadt Dinslaken Christa Jahnke-Horstmann. Die beiden christlichen Kirchen, das Stadtarchiv, das stadthistorische Museum Voswinckelshof, die Israel-AG des Theodor-Heuss-Gymnasiums, der Ausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit des Kirchenkreises Dinslaken und die jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen sind angeschlossen.

Hintergrund

In Bronze gegossene Handschuhe für die Putzmacherin Elly Eichengrün – Wasserhahn und die Rohrzange stehen für den Installateur Julius Isaacson erinnern an die ehemaligen Bewohner. Flankiert werden die Mahnsteine aus Basalt mit ihren Bronzeapplikationen von jeweils zwei kniehohen Sitzsteinen. Zwei weitere Mahnsteine für die Viehhändler Julius und Josef Jacob und den Kaufhausbesitzer Siegfried Bernhard sollen bis 2013 realisiert sein, wenn Dinslaken an 80 Jahre „Machtergreifung“, 75 Jahre Pogromnacht und 20 Jahre Mahnmal am Rathaus gedacht wird.

Fotos der feierlichen Einweihung durch Bürgermeisterin Margarethe Humpert finden Sie auf unserer Internetseite unter: lokalkompass.de/222569

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