Presse„Kreuzgenossen“ im Klosterkamp

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Ab Samstag zeigt der Bruckhausener Objektkünstler Alfred Grimm eine Auswahl seiner teils provokanten Kruzifixobjekte im Gewölbekeller. Sie sind gesellschaftliche wie spirituelle Denkanstöße

Von Bettina Schack

Hünxe / Kamp-Lintfort. Sie provozieren und polarisieren, verstören und zeugen zugleich von einem unerschöpflichen Ideenreichtum: die Kruzifixobjekte gehören zu den großen Serien des Objektkünstlers Alfred Grimm. Vom 14. März bis 7. Juni ist ihnen eine eigene Ausstellung im Gewölbekeller des Klosters Kamp gewidmet. Titel der Werkschau: „Kreuzgenossen“.

Alfred Grimm weiß, wie man mit Kunst Denkprozesse anstößt. Die Ankündigung zur Ausstellung kam im Pizzakarton in die Redaktionen. „Karfreitag-Pizza“, belegt mit Bildern, nicht mit Fleisch, aber eben auch nicht liturgisch Brot und Wein, sondern ein Basislebensmittel von heute. Und wieder einmal steckte mehr in der Verpackung als nur ein schnelles Konsumieren von gestalteter Kunst.

In seinen Kreuzobjekten, genagelt, geklebt und übermalt aus Kruzifixen vom Flohmarkt, Eisenwaren und Objekten, die Alfred Grimm in seinem Atelier in Bruckhausen in endlosen Regalreihen ansammelte, stehen die Auseinandersetzungen eines Suchenden und Zweifelnden an eine höhere Macht und Kritik an die Mechanismen des Irdischen eng beieinander. Ein Geldberg wird zu Golgatha, Maria Magdalena sammelt Folterobjekte a lá „Fifty Shades of Grey“, Christus wird mit einer blutigen Axt am Kreuz in aller Drastik dahingeschlachtet oder in eine Reihe mit afrikanischen Voodoo-Masken gestellt.

Die Frage nach dem Warum?

Dem Schock folgt die Frage des Betrachters nach dem Warum? Manchmal ist diese Frage primär an den Künstler gerichtet, oft dringt sie aber tiefer in theologische und gesellschaftliche Dimensionen vor. Alfred Grimms Kruzifixobjekte wurden in den vergangen Jahren an vielen Orten in Deutschland und auch in der Schweiz ausgestellt. Und nun der Gewölbekeller im Kloster Kamp. Ein wenig schließt sich auch ein Kreis, Peter Hahnen, der Leiter des Klosters, war Schüler des Kunstlehrers Alfred Grimm am Dinslakener THG. Mehr als 80 Einzelwerke kleinen und großen Formates, als Hänge- oder Standobjekte konzipiert, entstanden seit der ersten Kruzifix-Ausstellung in der Ev. Stadtkirche in Dinslaken im Jahre 1990.

Alfred Grimm beruft sich dabei auf historische Vorbilder. Im Mittelalter änderte sich das Jesus-Bild der Menschen. Wurde in der frühen Romanik Jesus am Kreuz als triumphierender Sieger über Leid und Tod dargestellt, gewann in der Gotik eine realistische Darstellung des leidenden Menschen mehr und mehr an Bedeutung. Im Kölner Raum wurde das Bild des Schmerzenmanns bis an die Grenze des Erträglichen gesteigert, jene Darstellungen von Leid, Schmerz und Folter treffen den Betrachter ebenso, wie wenn der Beuys-Schüler Grimm sinnbildlich zur Axt greift.

Nun also werden Grimms „Kreuzgenossen“ im Gewölbekeller des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp in Kamp-Lintfort, dem europaweit bekannten, ersten Zisterzienser-Kloster auf deutschem Boden, über einen Zeitraum von zweieinhalb Monaten gezeigt. Die Einführung im Rahmen der Vernissage am Samstag, 14. März, um 15 Uhr hält Joachim Schneider aus Münster, ein trefflicher Kenner des künstlerischen Werkes von Alfred Grimm, der Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Münster studiert hat.

rahmenprogramm zur ausstellung

Am Sonntag, 22. März, um 11.30 Uhr, findet aus Anlass der Ausstellung eine musikalisch-literarische Matinee mit dem Titel „Feuer oder Marmelade? Die Figur Jesu in alten und neuen Texten“ in der Marienkapelle der Abteikirche statt (www.kloster-kamp.eu).

Im Anschluss daran führt Alfred Grimm durch seine Ausstellung. Und wer Grimm kennt, der weiß, wie seine kleinen „Dönneken“ die informative Diskussion beleben.

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