PresseMahnsteine enthüllt

— NRZ

Plastiken von Alfred Grimm erinnern an zwei jüdische Familien in Dinslaken

Von Bettina Schack

Dinslaken. Der Schneeregen rieselt auf den verhüllten Mahnstein von Alfred Grimm an der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Neustraße. Ein trauriger, einsamer Anblick.

Die Menschen, die sich an diesem trüben Mittwochnachmittag versammelt haben, um die Enthüllung dieses Mahnsteins und einem weiteren auf der Brückstraße neben der evangelischen Stadtkirche beizuwohnen, haben sich zunächst ins Trockene verzogen. Im Bürgerbüro gegenüber wurde improvisiert und die Lautsprecheranlage aufgebaut.

Drinnen herrscht einiges Gedränge. Im Gedenkjahr 2013 ist die Anteilnahme an jedem weiteren Beitrag zur Erinnerungskultur groß. Und ebenso groß ist der Kreis derjenigen, die sich seit Jahren unermüdlich für diese Kultur einsetzen.

Stella Seitz und Michael Lex spielen Klezmerklänge auf Violine und Akkordeon, die Schola Spiritus Sancti singt dazu einen Text aus dem Alten Testament. Margarete Humpert verweist in ihrer Ansprache als stellvertretende Bürgermeisterin nicht nur auf die Enthüllungen der ersten beiden Mahnsteine im letzten Oktober, sondern auf die inzwischen vielen Zeugnisse jüdischen Lebens und dessen Verfolgung im Dinslakener Stadtgebiet. „Alle, die mit offenen Augen durch die Stadt gehen, können diese Spuren der Erinnerung sehen.“

„Sinnlich und erkennbar“

Humpert dankte den privaten und institutionellen Spender und Sponsoren der Mahnsteine ebenso wie denen, die sich ehrenamtlich für das Gedenken einsetzen. Generationsübergreifend.

Magdalene Schwan-Storost spricht als Vorsitzende des Kulturkreises Dinslaken, der das Projekt Mahnsteine abwickelte. Die Biografien der Familien, denen die neuen Mahnsteine gewidmet sind, verlesen Mitglieder der Israel-AG. Siegfried Bernhard führte bis 1935 das erste Dinslakener Kaufhaus, in dem man laut Werbung der 20ger Jahre die komplette Aussteuer und Wohnungseinrichtung erwerben konnte. Die Vettern Julius und Josef Jacob waren Viehhändler. „Familien, die maßgeblich zum Wohlstand Dinslakens zu Beginn des 20 Jahrhundert beigetragen haben.“, so Margarete Humpert. Ermordet in Auschwitz, Riga, Stutthoff und Lodz.

Wie mache ich Geschichte greifbar? Alfred Grimm sprach über seine künstlerische Herangehensweise. „Sinnlich und erkennbar sollen die Objekte von der Lebenswirklichkeit Zeugnis geben.“

Dann ging es hinaus in die Kälte. Die Mahnsteine wurden enthüllt. An der Brückstraße endete die Feierstunde mit einem Gebet um Gottes Segen von Michael Rubinstein von der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen.

WEG DER ERINNERUNG

Von Alfred Grimms Mahnmal und Mahnsteine, über die Stolpersteine und die Gedenktafel für das jüdische Waisenhaus bis zu den Gräbern für Fremd- und Zwangsarbeiter und dem jüdischen Friedhof. Die Stätten gegen das Vergessen in Dinslaken sind zahlreich. „Damit ist der Weg der Erinnerung in unserer Innenstadt wieder reicher und aussagekräftiger, so Margarete Humpert. Sie regte in der Feierstunde an, alle Gedenkorte gemeinsam in einem „Weg der Erinnerung“ ähnlich der historischen Stadtführungen und dem Skulpturenweg in Rundgängen mit Faltblättern oder einer App für Smart-phones erfahrbar zu machen.

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