PresseOrdnung und Chaos ergänzen sich

— Rheinische Post

In Januar 2013 traf der Hünxer Künstler Alfred Grimm mit dem Unternehmen Thyssen-Krupp eine Verabredung für eine Ausstellung. Am 8. November wird sie eröffnet.

Von Bettina Schack

Duisburg. Für seine Objektbilder verbaut Alfred Grimm auch schon einmal ein ganzes Fahrrad oder eine schrottreife Stoßstange. Entsprechend braucht es Platz, um diesen Aspekt des künstlerischen Schaffens des Beuys Schülers mit Wohnsitz in Hünxe zu präsentieren. Das Bildungszentrum der ThyssenKrupp Steel Europe AG in Duisburg-Hamborn bietet diese Raumsituation mit dem passenden Ambiente: „Es sind große, repräsentative Räume, dort ist Bewegung. Und es gibt hohe Wände, an die man auch Nägel schlagen darf“. Die sind auch für Grimms wuchtige Objektbilder vonnöten. Und dies ist auch ein Grund, warum sie so selten zu sehen sind: an den dünnen Schnüren von Galerieleisten lässt sich kaum ein Holzbild hängen, dessen unterer Rahmen aus einer echten Straßenbarke besteht.

Aber genau diese Art von gegenständlicher und aussagekräftiger Kunst erwartet die Besucher von Sonntag, 8. November, an bis zum März 2016. Auf Leinwand gemalte Autounfälle, deren Schrott in den Raum hinein ragt, freistehende Objekte wie der „Kiessee“, aus dem ein öltriefender Wagen gezogen wird. Verstörende, im Wortsinn sperrige Kunst, keine Spur von den freundlichen, kleinformatigen „Grimms Mädchen“, wie sie beispielsweise aktuell in der „Alles Liebe – oder was“ in Voerde zu sehen sind. „Wie sollen meine Arbeiten sein?“ fragt Grimm und gibt sich selbst eine Antwort: „Schön und erschreckend, grob und lieb, rein und dreckig, erotisch und brutal, provozierend und nachhaltig – gerade so wie das Leben selbst.“

Und wie in der Kunst Ordnung und Chaos sich harmonisch ergänzen, so war auch die Vorgeschichte dieser Ausstellung eine Kette von Fügungen. Der Feuilletonist Jörg Loskill, lernte Grimms Arbeiten für einen Artikel in dessen Atelier in Hünxe-Bruckhausen kennen und dachte beim Anblick der Objektbilder sofort an das Bildungszentrum als potenziellen Ausstellungsort. Er kannte die Räumlichkeiten von einer Reihe von Vernissagen, auf denen er die Einführungen gehalten hat. Loskill nahm Grimm zu einer der nächsten Ausstellungseröffnungen mit und es stellte sich heraus, dass Ursula Schumacher-Schreiter, die die Schauen bei Thyssen-Krupp betreut, mit dem Namen Alfred Grimm vertraut war. Sie setzte den Künstler auf die Liste für den nächsten freien Termin: zweidreiviertel Jahre vom Vorgespräch im Januar 2013 aus im Voraus!

Begeistert von der Organisation

Alfred Grimm ist von der Art und Weise, wie man bei Thyssen-Krupp Ausstellungen organisiert, begeistert. „Nicht einmal um den Transport der großen Objektbilder brauche ich mich zu kümmern, es wird alles vom Atelier abgeholt“. In den Räumen selbst wird eine Vielzahl der unterschiedlichsten Menschen Begegnungen mit der Kunst von Alfred Grimm haben: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens, aber auch Teilnehmer von Sitzungen und Tagungen.

Im Februar 2016 findet im Bildungszentrum der Regionalwettbewerb „Jugend forscht – Schüler experimentieren“ statt. Und selbstverständlich ist der Ausstellungsort für jeden Kunstinteressierten montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zugänglich.

Jörg Loskill spricht über die Kunstwerke

Nun ist es also endlich soweit, am 8. November um 14 Uhr wird Jörg Loskill als Kunsthistoriker in den Räumen auf der Franz-Lenze-Straße 70 über die Werke von Alfred Grimm sprechen.

Und bei diesen handelt es sich in der Ausstellung „Bild – Objekt – Objektbild“ wie der Titel schon sagt, nicht nur um eine umfassende Schau sämtlicher, teils noch nie gezeigter Objekt-Bilder und Großobjekte, sondern auch um die Bildserie „Wieder ein Vogel…“, die Alfred Grimm mit dem verstorbenen Literaten und Journalist für die NRZ Dinslaken Dieter G. Eberl herausgegeben hat.

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